Deklaration von Genf Generalversammlung des Weltärztebundes
Stockholm, Schweden, September 1994
meines Handelns sein.
-> 1992
Ein Orkan der Schmerzen fegt über mich hinweg, droht mich nun endgültig zu vernichten. Ohne Gnade und ohne Hilfe bin ich den stechenden, brennenden Schmerzen schutzlos ausgeliefert. Meine Welt zerbricht nun endgültig. Die letzten 18 schrecklichen Leidensjahre beginnen.
Es fällt mir sehr schwer das Schreckliche was ab dem Jahr 1992 mit mir und meinem Körper geschieht hier im Internet zu schildern. Begleitet von Tränen, die auf die Tasten tropfen möchte ich trotzdem versuchen möglichst sachlich zu berichten:
Nach monatelangen brennenden, stechenden Leistenschmerzen schließlich Einweisung in die Neurologische Klinik Winnenden .
-> 1993 Neurologische Klinik Winnenden
Bericht:
Liquor :Keine oligoklonalen IgG- Banden nachweisbar.
Lumbale Meyelographie:
EinLengung des Duralsackes i.H. L5/S1.Die S1er-Wurzel erscheint etwas verkürzt.Ansonsten im Operationsgebiet mit Hemilaminektomie L5 bds. leichte Aufweitung des Duralsackes in diesem Bereich und angedeutete knöcherne Einengung i.H. L4
Wirbelsäulen CT:
Leichte bis mittelgradige degenerative Veränderungen i.S. von Schmorl´schen Knötchen.Osteochondrose,Spondylarthrose.Kleine teilverkakte Protrusion der Bandscheibe BWK1. Z.n. operativer Bogenentfernung LWK 5 bds. unter freiem Stehenlassen des Dornfortsatzes.Medio-laterale Protusionszugangs,die das Myelon nach dorsal leicht abdrängen und wahrscheinlich die Wurzel S1 einmauern.
Weitere Diagnose: ( evtl. Leistenbruch links)
-> Darum Überweisung zur OP Krankenhaus Waiblingen
Leistenbruch OP KH Waiblingen
Drei Wochen später wieder angeblicher Leistenbruch jetzt aber rechts. Wieder wird operiert. Die Ärzte streiten sich ob ein Leistenbruch besteht oder nicht.
Danach sind die Schmerzen so entsetzlich, dass ich dafür keine Worte finden kann. Jahre des Leids und der Tränen beginnen. Die Welt außerhalb meiner Wohnung verabschiedet sich von mir. Die Ärzte haben keine Kenntnis und wohl auch keine Zeit eine Krankheit hinter diesen schrecklichen Schmerzen zu erkennen.
Außerdem - was kann man von einer Patientin halten, die vor ( angeblichen ) Schmerzen, die kein Arzt äußerlich sehen kann, nur noch weint. Dazu auch noch geschieden und sicher in den Wechseljahren. Jedenfalls passt hier keine bekannte Krankheit, höchstens eine Depression, die ich inzwischen auch habe.
Mein Hausarzt spricht mit den Chirurgen des Kreiskrankenhauses in Waiblingen. Meine Tochter fährt mich zur Begutachtung in die Ambulanz der Klinik. Der Chefarzt und der Oberarzt tasten die Operationsnarben ab. Einen evtl. OP - Fehler können sie aber nicht feststellen .
" Bleiben sie auf der Liege liegen es wird gleich ein anderer Arzt kommen " mit diesen Worten verlassen beide den Raum. Wenig später erscheint ein Arzt, der sich als Narkose- Facharzt der Klinik vorstellt. Der Arzt fragt mich nach meiner Lebensweise, ob ich öfter in Urlaub fahre, wenn ja, ob alleine oder mit Freunden. Ob ich verheiratet bin, ob ich Hobbys habe und vieles mehr.
" Nun, ich könnte ihnen wöchentlich Spritzen gegen die Schmerzen verabreichen, aber das wird die Schmerzen wohl nicht gänzlich beseitigen " erklärt er mir.
Um mich zu trösten, denn unaufhörlich rollen meine Tränen, gibt mir der Arzt einen guten medizinischen Rat mit auf den Weg:
" Schaffen Sie sich einen Hund an, dann kommen Sie jeden Tag an die frische Luft und sie lernen dabei noch Leute kennen. "
Diese Ironie lässt sich wohl kaum mehr überbieten. Aber ich weiß zu diesem Zeitpunkt nicht wie viel Unverständnis und Grausamkeiten noch auf mich warten.
-> Ende 1993 Chirurgische Klinik Bad Cannstatt
Nochmalige Eröffnung beider Leisten .
Die Pathologie schreibt dazu:
1.) Nervenbündel mit segmentaler Entmarkung ( Leistenneuralgie ) beidseitig.
2.) Traumatische Neurome mit vollständiger Entmarkung und Fibrose der
peripheren Nerven beidseitig.
( Ein Neurom ist ein Nervengeschwulst, die Nervenzellen,Nervenfasern und
Bindegewebe enthält; besonders oft kommen Neurome am Sympathikus
und an Nervenstümpfen vor.
Behandlung: Chirurgische Entfernung des Tumors )
Ein Arzt im TV berichtete vor einiger Zeit, ein Neurom ist das schmerzhafteste das es in der Medizin gibt.
Histologisch:
Ein Fragment enthält mehrere Bündel von peripheren Nerven mit fast vollständiger Entmarkung.Starke fibrose des Epi-und Perineuriums.An einer Stelle finden sich Bündel von Schwann`schen Zellen die in alle Richtungen verlaufen. Hier finden sich auch perivaskuläre lymphozytäre Infiltrate,sodaß als traumatisches Neurom zu deuten ist. In der Peripherie Bündel von Muskulatur.Andere Fragmente enthalten zahlreiche Arterienanschnitte sowie Bündel von glatten Muskelzellen und von Muskulatur. einzelne dünne Nervenbündel.
Doch leider, auch nach dieser OP - die Schmerzen bleiben. Bei jedem Schritt stechende Schmerzen, als ob man mit einer dicken Stricknadel in die Leisten sticht. Dazu ein immerwährendes Brennen des Unterbauchs, der Leisten und beider Beine.
-> 1994
Die zweite Darmspiegelung sollte eine evtl. Ursache der unveränderten Unterbauchschmerzen klären. Der Arzt sah mich zum zweiten mal doch leider konnte ich inzwischen meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Nach negativer Darmspiegelung. interpretierte der Arzt mein Weinen lt. Bericht:
Zusammenfassende Beurteilung:
Bei der Pat. Ist eine Störung der intetinalen Motilität mit einem gestörten Defäkationsmechanismus anzunehmen. Die Schmerzen im Unterbauch und in den Beinen können auf inguinale Tendomyosen zurückgeführt werden, da auch im Febr. ein ausgeprägter Hartspann der Oberschenkelmuskulatur, besonders der Aduktoren aufgefallen war. Ich habe mit der Pat. über meine Eindrücke bezüglich ihrer Beschwerden gesprochen. Sie scheint sich von ihren körperlichen Beschwerden sehr schlecht lösen zu können. In der Kürze der Zeit ist eine biografische Anamnese und einer Berücksichtigung der LEBENSSITUATION der Patientin nicht möglich. Bei therapeutischen Versuchen ist sicherlich die mögliche Funktion des gegenwärtigen Beschwerdebildes zu berücksichtigen.
Auch hier werden die schrecklichen Nervenschmerzen einer bestimmten Lebenssituation zugeordnet. Durch die unbehandelte Krankheit hatte ich in den letzten Jahren alles verloren was ein einigermaßen normales Leben ermöglichte. Schade, dass auch dieser Arzt die Ursache der jahrelangen Nervenschmerzen keiner Krankheit zuordnen kann.
Darum muss ich weitere 7 Jahre durch die Hölle der Schmerzen gehen.
-> 1994
Reha-Aufenthalt Klinik Schmieder Konstanz
Zehn lange Wochen Therapie in der Reha.- Klinik ohne den geringsten Erfolg.
( Welche unnötigen Verschwendung der Sozialsysteme )
Obwohl die Ärzte dort schriftliche Berichte der Vorerkrankungen, der Neurom-Ops, der MRT-Aufnahmen vom Kopf angefordert hatten, Ihre doch erstaunte Aussage:
" Was hier steht möchten wir selbst sehen, denn wir können das nicht glauben."
Die Aufnahmen wurden von Winnenden angefordert und die Fachärzte für Neurologie/Psychiatrie mussten eingestehen, die Schäden sind tatsächlich wie beschrieben. Trotz alledem unterstellt man meinen unendlichen Schmerzen ein psychisches Geschehen.
Ein Videofilm für Lehrzwecke wird erstellt. Vor einer weißen Leinwand sitze ich mit dem Stationsarzt und dem Chefarzt der Abteilung. Im Nebenzimmer ca. 30 Personen. Ärzte und Klinikpersonal.
" Warum nur tut mir mein Körper das an. Warum bestraft er mich mit Schmerzen, die nicht mehr zu ertragen sind. Wenn das alles mein Körper ohne nachweisbare Krankheit selbst produziert, dann hasse ich meinen Körper dafür."
Vor all den Ärzten klage ich öffentlich mich und damit meinen ( unschuldigen ) Körper an.
-> 1995
Klinik Schmieder Konstanz
Weitere acht Wochen Aufenthalt in der Reha-Klinik Schmieder in Konstanz. Jedoch ohne den geringsten Erfolg, im Gegenteil:
Eines Tages war es mir nicht mehr möglich mich im Bett aufzurichten, konnte mich nicht mehr umdrehen um das Telefon zu erreichen. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Bett mit mir unentwegt im Kreis dreht.
Da es mir nicht mehr möglich war das Telefon oder die Klingel zu bedienen, lag ich einen vollen Tag im Bett .Niemand sah nach mir, bzw. niemand vermisste mich. Natürlich bekam ich den ganzen Tag kein Essen oder etwas zu trinken. Später- eine Reinigungskraft war meine Rettung- verlangte ich nach dem Chefarzt der Abteilung. Leider hatte dieser keine Zeit nach mir zu sehen.
„ Wir sind eine Rehabilitations-Klinik darum können wir hier keine Patienten betreuen ,die nicht mehr aufstehen können ,nicht mehr selbständig in den Speisesaal gehen können, wir können Ihnen hier aufs Zimmer kein Essen bringen. Wenn sie nicht aufstehen können, müssen wir sie in ein anderes Krankenhaus überweisen.“ Erklärt mir die Oberärztin.
-> 1996
Da ich wegen der schrecklichen Nervenschmerzen in beiden Armen, beiden Beinen, der Wirbelsäule, beiden Leisten, sowie Schmerzen im Gesicht, des Unterkiefers usw. nur noch weinend in der Praxis des damaligen Hausarztes erscheine,
( sofern mir eine Konsultation in seiner Praxis überhaupt noch möglich ist) verordnet mir der Arzt verschiedene Hilfen zur Schmerzbekämpfung :
1). Eine Behandlung beim Psychotherapeuten sollte mir helfen besser mit den
Schmerzen zurechtzukommen und damit zu leben. Leider wurde meine Bitte
um eine Behandlung bei 9 Therapeuten abgelehnt. Beim 10ten Anruf habe ich
schließlich Glück und darf zu einem Gespräch in die Praxis kommen. Ca. 20
Minuten hört sich der Arzt meine Geschichte an, die ich inzwischen nur noch
unter Tränen und Schluchzen erzählen kann. Die Ärzte bezeichnen meinen
Zustand inzwischen als " Schmerzkrankheit ", denn jeder Arzt benötigt eine
Diagnose für seine Abrechnung bei der Krankenkasse.
Nach 20 Minuten erklärt mir der Arzt, dass er mich nicht zur Behandlung annehmen kann, da er nur Jugendliche behandelt.
Einen Tag später werde ich von dieser Praxis angerufen: Man benötige mein Krankenkassenkärtchen, damit die Konsultation abgerechnet werden könne: "Bitte heute noch umgehend bringen."
Bei einem jungen Psychotherapeuten habe ich schließlich das Glück zu einer
Gesprächs-Behandlung. Leider sucht er die Schmerzen in meiner Kindheit evtl.
auch in der Jugend. Doch - trotz kriegsbedingter Entbehrungen die sicher
unsere Kriegsgeneration durchleben musste, hatte ich eine glückliche Kindheit.
Darum breche ich die Therapie sehr bald wieder ab. Die Gespräche
hatten nicht den geringsten Einfluss auf die Nervenschmerzen.
2.) Eine ambulante Schmerzbehandlung im Olgahospital in Stuttgart sollte mir
Linderung der Schmerzen bringen.
Acht lange Monate werde ich von meinen Kindern (oft fahre ich auch alleine
mit meinem kleinen Auto) in das 32 km entfernte Stuttgart gefahren.
Dort versuchen die Ärzte durch Blockadespritzen in den Wirbelkanal den
Schmerzen beizukommen. Doch leider bleibt auch diese Behandlung ohne jeglichen
Erfolg. "Ich darf nicht wissen, dass sie alleine Auto fahren, dies
besonders nach der Behandlung“, warnt mich die freundliche Ärztin. Leider
bleibt mir oft keine andere Möglichkeit, da sich niemand findet, der mich
fährt. Ein Taxi nach Stuttgart kann ich mir nicht leisten. Also fahre ich
viele Male mit einer Teillähmung beider Beine alleine mit meinem Auto, denn
immer noch habe ich die Hoffnung, dass sich mit der Zeit doch noch eine
Besserung erzielen lässt. Die Ursache der Schmerzen wird leider auch hier
nicht diagnostiziert. Nach ca. acht Monaten geht es mir so schlecht, dass ich
zum zweiten mal in die Neurologische Klinik Winnenden eingewiesen werde.
MRT der LWS vom 27.3.1996 ambulant
Beurteilung:
1. Ausschluß eines Rezidivbandscheibenvorfalles bei Z.n. Nukleotomie L4/5 und L5/S1.
2. Deutliche epiduale Fibrosierung in beiden Bandscheibenetagen mit Wurzelödemen L5links und in der darunterliegenden Bandscheibenetage S1 bds. wobei rechts zusätzlich eine Wurzelirritation S2 vorliegen dürfte.
3. Keine spinale Stenose ,deutliche Spondylathrose in beiden operierten Bandscheibenebenen. Typischer Stand des Conus medullaris. Steilstellung der LWS.
-> 1997 Neurologische Klinik Winnenden
Kernspinaufnahmen vom Kopf wegen immerwährender Fast –Ohnmachts- Zustände, Schmerzen im Rücken, Kopfschmerzen, Leistenschmerzen, Schmerzen in beiden Beinen und beiden Armen usw.
Mein Zustand ist so schlimm, dass ich beim Versuch die Toilette zu erreichen (diese befindet sich im Flur etwa 20 Meter von meinem Zimmer entfernt) immer wieder wegen totaler Schwächezustände und Ohnmachts- Zuständen zusammenbreche bzw. keinen Schritt mehr machen konnte. Bei der Chefarztvisite berichtet die Stationsschwester von meinen Zuständen.
" Was, ich dachte Frau Schmierer ist hier wegen evtl. Bandscheibenschäden und evtl. Nervenschädigung des Beinnervs nun kommt Sie mir auch noch mit dem Kopf daher"
erwidert der Chefarzt.
Trotzdem ordnet er eine erneute Kernspinaufnahme vom Kopf an:
Bericht:
konflurierende Marklagerläsionen und ausgeprägte Hirnarthropie
Außerdem zeigen die Aufnahmen : 2 cm große glatt begrenzte , homogen weichteildichte Strukturen unklarer Genese z.B. mediastinale Cysten in der Lunge, in der Brustwirbelsäule, der linken Hüfte ,evtl. nicht gesichert auch im Bauchraum.
i.V-DSA: Längerstreckige , 70- 80 %tige Stenose der "Carotis interna" links im oberen cervicalen Abschnitt mit Übergang in den petrösen Anteil. Im Verlauf normale Vaskularisation, intracerebral keine Seitendifferenz."
(einige Monate später war diese Stenose in einer anderen Klinik nicht mehr zu sehen)
Heute weiß ich, dass es keine echten Ablagerungen, sondern Verdichtungen von Borrelien waren. Meine Arterien, heute altersbedingt mit wenig Ablagerungen. ( allerdings nach langer Antibiotika-Behandlung)
Liquor: Keine Borrelien im Liquor, keine oligoclonalen IgG Banden nachweisbar.
Trotzdem würde auch heute noch jeder der vielen Ärzte die ich Hilfe suchend konsultierte, eine Borreliose mit Co-Infektionen als Ursache ausschließen.
Denn-- es könnte ja möglich sein, dass diese Frau auf die Idee kommen könnte ein Schmerzensgeld für ihr verlorenes Leben zu fordern. Nun, mein Leben kann ich nicht nochmals leben, aber mit einer Entschädigung könnte ich meine vielen Zusatzmedikamente bezahlen, die die GKK verweigert.
Doch zum zweiten mal werde ich aus dieser Klinik ohne Erklärung oder Diagnose für all die festgestellten Schäden entlassen.
" Seit ihrem letzten Aufenthalt 1993 haben sich die Schäden im Gehirn verschlechtert" sagt man mir. Damit werde ich nach Hause entlassen.
Da liege ich nun zu Hause, werde von einem Zivi versorgt, denn ich kann mich nicht mehr selbst versorgen, kann schlecht atmen, bin ständig einer Ohnmacht nahe, warte auf den Tod.
( Die Hilfe des Zivis wird mir von der Krankenkasse gewährt, da der Arzt der Pflegeversicherung eine Hilfe ablehnt).
Auch mein Rentenantrag wird abgelehnt (damals 995,-- DM). Der Arzt der Pflegeversicherung sieht keinen Bedarf einer Pflegestufe oder sonstiger Hilfe. Zum Trost wird meine bisherige Behinderung von 80 % G auf 100 % aG erhöht. Aber ich vegitiere allein in meiner Wohnung jetzt ohne jegliches Einkommen.
-> 1997 Einweisung Uni- Tübingen Neurologie
Der Aufenthalt in der Tübinger Uni - Klinik Abt. Neurologie wird für mich zur endgültigen Tragödie. Einzige Diagnose dort " Reaktive Depression". Weitere Untersuchungen werden nicht ausgeführt. Meine Bitte an den Chefarzt
" Bitte helfen sie mir, denn ich kann so nicht mehr leben "
wird mit den Worten abgetan:
" Nehmen sie zu Hause ihre Tabletten gegen die Depression, dann wird es ihnen bald besser gehen, also sie werden morgen entlassen."
Meine letzte Hoffnung war damit endgültig begraben. In dieser Nacht fasste ich den endgültigen Entschluss meinem Leben ein Ende zu setzen.
Unter vielen Tränen vertraute ich meine Not und Verzweiflung meinem Tagebuch an.
Eigentlich wollte ich nicht sterben, denn ich liebte meine Enkel die Töchter und Schwiegersöhne. Aber leben konnte und wollte ich mit diesen Schmerzen, mit der Atemnot, den Herzschmerzen, dem ständigen Schwindel, der Schwäche in den Beinen und vielen anderen Symptomen nicht mehr. In dieser für mich letzten Nacht plante ich meinen Suizid. Leider hatte der Stationsarzt alle Medikamente aus meiner Handtasche entfernt. Darum war ich gezwungen einen anderen Weg zu wählen.
In der Handtasche versteckt wartete ein Taschenmesser, ja ich werde bald meine früh verstorbene Mama sehen. Abschied nehmen von meinen Lieben, werde endlich keine Schmerzen mehr spüren.
Ich bitte euch alle um Verzeihung aber auch um Verständnis.
Auf Wiedersehen in einer anderen Welt .
Meine Bettnachbarin, eine junge Frau mit der Diagnose MS, schlief tief und fest. Wie oft beneidete ich sie, denn sie hatte keine Schmerzen, konnte sich völlig normal bewegen und wurde bevorzugt, liebevoll und aufmerksam behandelt. Ja, ich schreibe dies hier, man behandelte mich wie eine Verbrecherin. (Mir fällt leider kein anderer Vergleich ein).
Am frühen Morgen fuhr ich mit dem Aufzug in den Keller der Klinik. Dort kauerte ich einige Stunden in völliger Dunkelheit unter einer Steintreppe. Der Spielfilm meines Lebens zeigte mir zum Abschied Glück und Leid, die immerwährenden Schmerzen, der Beginn damals 1964 und die unbeantwortete Frage:
Warum? Warum? und Warum ist kein Arzt bereit mir zu helfen—warum hat mich auch Gott verlassen, oder gibt es für mich diesen Gott auch nicht mehr??
Doch - man findet mich. Zwei Polizisten, ein Arzt, zwei Pfleger schleppten mich
gewaltsam in die geschlossene Abteilung der Psychiatrischen Klinik der Uni - Tübingen. !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! --------------
Drei lange Monate erschließt sich mir eine andere Welt. Die Fenster vergittert, die Türen verschlossen, die Station platzt aus allen Nähten. Täglich spielen sich hier Dramen ab die ich mir in meinen kühnsten Träumen niemals vorstellen konnte. Mein Bett wird anfangs in ein Arztzimmer gestellt. Ich werde ruhig gestellt, sagt man wohl so, meine persönlichen Sachen werden durch einen Kurier von der Neurologie in der Psychiatrie abgegeben. Leider wird mein Taschenmesser gefunden und im Tressor der Abteilung verwahrt.
Die Ärzte stellen bald fest, dass ich tatsächlich nicht gehen kann, keine Wanderungen, keine Ballspiele oder andere Aktivitäten mitmachen kann.
Alle Patienten hier sind körperlich ziemlich fitt und ich werde anfangs gezwungen an einer Wanderung teilzunehmen. Nun—die Betreuer sind gezwungen die Suppe auszulöffeln und eine bewusstlose Patientin zurückzutragen.
Als Ersatz mache ich die Bekanntschaft mit dem Schah von Persien. Für mich zur Begleitperson degradiert sitze ich mit ihm im Klinik-Garten auf einer Parkbank. Bekanntschaft sogar mit einem echten Engel, mit einem Alkoholiker, der als Hund eingeliefert auf allen „Vieren“ durch die Station tappt, die Zimmer und Schränke durchwühlt und später wieder ein lieber sensibler Mann wird.
Vielleicht kann ich alle Erlebnisse später ausführlicher in meiner Biographie beschreiben.
Auf dieser Station bleibe ich eine Außenseiterin. Meine Schmerzen/ Schwächezustände werden hier ignoriert bzw. einer Depression zugeordnet.
Der Abschluss- Bericht:
„ Reaktive Depression. Die Patientin ist FREIWILLIG gekommen. "
Meine Schilderung die ich in der Hoffnung auf Hilfe auch diesen Ärzten regelrecht aufdränge, versuche meine Schmerz- und Schwäche-Sympthomatik zu beschreiben wird unter anderem im Entlassungsbericht nachfolgend beschrieben:
" ....... wobei die Beschwerdesymptomatik zum Teil schwer nachvollziehbar, am ehesten im Sinne von Könästhesien geschildert wird......."
Erst heute weiß ich was das bedeutet. Denn bisher war ich nicht fähig diese Berichte zu lesen. Auch heute noch kann ich nur bedingt all das Schreckliche nochmals in mein Bewusstsein zurückzurufen.
Dazu viele andere Beleidigungen und Erniedrigungen, die ich hier nicht alle erwähnen kann.
( Der Bericht der Psychiatrie ist in meinem Besitz obwohl ich ihn nicht besitzen bzw. auch nicht lesen darf )
Meinen Tagebüchern, die ich hier meine einzigen Freunde nenne, vertraue ich täglich meine Gedanken, Gefühle, Todessehnsucht aber auch einige Lichtblicke an. Lichtblicke in Gestalt meines kleinen Enkels, der mit seinem Lachen durch die Station wirbelt.
Diese Tagebücher die mich in alle Krankenhäuser begleiteten sind inzwischen ein Dokument des Leids. Beschreiben auch hier in der Geschlossenen wie meine Seele weint- weint- weint.
Die Ärzte zerstörten meine Seele evtl. nicht absichtlich, trotzdem, auch ein Psychiater wäre angehalten einer Patientin zuzuhören und vor allem der Patientin Glauben zu schenken.
Noch heute im Jahr 2010 nach langer Antibiotika- Behandlung und Besserung der Schmerzen ist eine unheilbare
zurückgeblieben.
Die letzte Würde, die ich noch besitze hat mir die Krankheit mit unsäglichen Nervenschmerzen, aber auch dem Unverständniss der Ärzte der Neurologischen Abteilung, sowie der Ärzte der Psychiatrie und des Pflegepersonals genommen.
Obwohl - gilt nicht auch für mich das Deutsche Grundgesetz
Nach einem Telefonanruf meiner Krankenkasse werde ich umgehend entlassen.
-> 1999
Danach vegitiere ich zu Hause, ich kann leider keinen treffenderen Ausdruck finden, denn leben kann man das mit schlimmen täglichen Schmerzen nicht mehr nennen.
Eines Tages findet mich meine Tochter im Bett liegend. Ich kann nicht mehr sprechen, kann nicht mehr aus dem Bett, kann mich nicht mehr auf die rechte Seite drehen, alles verschwimmt vor den Augen und mein Bett dreht sich wieder.
Schließlich ruft die Tochter den Notarzt der einen Schlaganfall diagnostiziert und mich mit Krankenwagen ins nächste Städtische Krankenhaus bringen lässt.
In der Inneren Abteilung wird ein CT vom Kopf erstellt. Kein Schlaganfall aber:
" Die Aufnahmen vom Gehirn sind nicht in Ordnung, da sind wir aber nicht zuständig “
Erklärungsversuch der Ärzte.
Nach weiteren 2 Tagen in der Klinik erkranke ich zusätzlich an einer schweren Lungenentzündung die mit Antibiotika, oral verabreichtes Penicillin, behandelt wird.
Die Lungenentzündung heilt, doch auf die Nervenschmerzen und alle anderen Symptome hat die Therapie keinen Einfluss.
Ein Szintigramm des gesamten Körpers wird erstellt.
Die Ärzte sehen eine unklare (Verdichtung) im Leistenbereich.
Eine CT-Untersuchung wird zur weiteren Abklärung erstellt. Der Arzt versucht mit äußerst vorsichtiger Wortwahl zu erklären was er nach den Untersuchungen vermutet.
" Aber ich bin doch 4 mal operiert, die Ärzte haben beidseitige Neurome in den Leisten festgestellt "
fühle ich mich verpflichtet Ihm zu erklären.
Wäre ich doch still gewesen, hätte dem Arzt bei einer evtl. Diagnosefindung nicht gestört.
" Warum hat man mich darüber nicht informiert "
antwortet er sichtlich verärgert, damit ist auch diese Untersuchung ins Leere gelaufen. Man sieht einen schweren Schaden aber kein Arzt interessiert sich, was ist das? Was sind die Ursachen dieses Geschehens??
Ein Grund für ein gewisses Des-Interesse an meinem "Fall" ist:
Mein damaliger Hausarzt schickt als einziges Dokument den Bericht der Psychiatrie Tübingen in die Klinik somit ist für diese Ärzte alles klar und dadurch mein Schicksal wieder besiegelt. Nach weiteren 3 Tagen trotz nicht ausgeheilter Lungenentzündung -- ab in die Psychiatrie Winnenden. Dort therapierten die Ärzte mit Penicillin weiter. Was aber können diese Ärzte für Psychiatrie mit einer Patientin anfangen, die mehr tot als lebendig eingeliefert wird. Nach 14 Tagen entlässt man mich wieder......
....ZUM WEITERVEGITIEREN .